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Zur Freude der heutigen Blankwaffensammler war die alte Armee mit einer Unzahl
von verschiedensten Seitenwaffen und deren Variationen ausgestattet.
Dies resultiert zum einen aus der Tatsache, daß die verschiedenen Waffen-
gattungen mit eigenen Modellen oder Varianten ausgerüstet waren, zum anderen
existierten in den Bundesländern ja auch- bis in die achtziger Jahre des 19.Jahr-
hunderts eigene Beschaffungsstellen, welche landestypischen Waffen beschafften.

Bei den Seitengewehren sollte erst mit der Einführung des Gewehrs 71 eine
Standardisierung erfolgen, aber durch den raschen Wechsel der Gewehr-
systeme,der die Adaptierung alter Seitengewehre bzw. die Einführung neuer
Modelle bedingte, gibt es auch hier eine große Menge verschiedener Varianten.
Hinzu  kommt, daß mit Ausbruch des Weltkrieges die Fertigungskapazitäten der
traditionellen Hersteller ausgelastet waren und auch branchenfremde metallver-
arbeitende Betriebe "Ersatz"-Seitengewehre in großer Typenvielfalt herstellten.

Die Preußen scheuten auch nicht davor zurück, bei Kriegsausbruch Seitenge-
wehre aus Exportaufträgen deutscher Firmen zu beschlagnahmen und auszugeben.
Rückwärtig eingesetzte Einheiten waren häufig komplett mit Beutewaffen und
den dazugehörigen Seitengewehren ausgerüstet.

Wer sich für die waffentechnischen Entwicklungen der deutschen und euro-
päischen Länder zwischen 1850 und 1914 interessiert, mag sich mit Vorliebe
Photos von Landsturmmännern aus dem Weltkrieg anschauen- hier findet sich
(fast) alles, was seit 1870 in den deutschen Zeughäusern lagerte oder 1914
an Beute eingebracht wurde.

In Deutschland fand vor dem Weltkrieg noch eine Ausbildung mit dem
Seitengewehr statt, und insbesondere der Gefechtsübung an der Strohpuppe
mit dem aufgepflanzten Seitengewehr wurde eine große psychologische Bedeutung
zugemessen. Psychologische Wirkung ganz anderer Art, nämlich eine Einschüch-
terung des Betrachters, sollte der Posten mit der aufgepflanzten "kalten Waffe"
erzielen. Ansonsten jedoch sind Ehrenformationen oder Truppenparaden mit
aufgepflanztem Seitengewehr in Deutschland eine Ausnahme von der Regel.

Auch im Weltkrieg hatte das Seitengewehr- entgegen den heutigen Darstellungen
in Filmen über diese Zeit- generell eine eher untergeordnete Rolle. Das wird vom
Frontsoldaten, der im Graben den Befehl "Seitengewehr-pflanzt-auf" oder das
entsprechende Pfeifensignal hörte, natürlich ganz anders beurteilt. In Deutsch-
land wurde jeder Soldat mit einer Seitenwaffe ausgestattet- und das hatte ganz
andere Gründe, als man zunächst vermuten mag: Die preußische Tradition.

In Preußen, dem größten Bundesland des Reiches, daß auch entsprechend der
Bevölkerungszahl den größten Teil der Armeekontingente stellte, gab es hin-
sichtlich der Seitenwaffen zwei Besonderheiten, die sich so in anderen
Armeen nicht finden:

Neben der militärischen Waffenfunktion diente das Seitengewehr auch als
Rang- und Ehrenzeichen. Der Dienst an der Waffe galt in Preußen als Ehrenpflicht,
insbesondere da ja noch nicht einmal die Hälfte der Wehrpflichtigen vor dem Kriege
zum Wehrdienst herangezogen wurden. Straffällig gewordene Soldaten wurden in
Preußen in den Soldatenstand zweiter Klasse versetzt- für jedermann ersichtlich,
trugen diese Soldaten keine Seitenwaffe, und keine Landeskokarde. Bei kleineren
Vergehen wurde zudem-eine weitere Besonderheit aus dem preußischen Militärstraf-
recht- statt Haft der zeitweilige Entzug der Seitengewehrtroddel verhängt. Somit
war auch hier für jedermann ersichtlich, das eine Strafe gegen den Soldaten vorlag.

Die Kombination von Seitenwaffe und  Behang- Troddel oder Portepee- diente
auch als wichtiges Rang- und Unterscheidungsmerkmal in der Dienstgradgruppe
über dem Korporal/Unteroffizier:
Der Sergeant, der Feldwebel und der Vizefeldwebel tragen an den Ärmelaufschlägen
und dem Kragen die Tresse und den Sergeantenknopf. Der etatmäßige Feldwebel (Spieß)
trägt an den Ärmeln eine  zweite Tresse.

Der Sergeant trägt das Mannschaftsseitengewehr mit Unteroffizierstroddel, der Feldwebel
trägt das Offiziersseitengewehr mit Portepee, Vizefeldwebel und etatmäßiger Feldwebel
tragen den Offiziersdegen oder das Offiziersseitengewehr mit Portepee.
 

Und weil das so ist (oder besser: war), sieht man gelegentlich Bilder aus dem Weltkrieg,
auf denen ein Feldwebel statt Degen oder Seitengewehr einen Grabendolch oder Jagdnicker
trägt, aber mit Portepee, bitteschön: Das unterscheidet ihn vom Sergeanten. Aus dem
Vorgenannten erklärt sich auch, warum in Deutschland Metallscheiden zu erbeuteten
russischen Vierkant-Bajonetten hergestellt und ausgegeben wurden, wenn Einheiten
mit russischen Mosin-Nagants (Im Originalkaliber, oder auch auf die deutsche 7,92 x 57
Patrone adaptiert) ausgerüstet wurden- das ist nicht deutscher Über-Perfektionismus
in Zeiten magelnder Ressourcen und Kapazitäten, sondern pure Notwendigkeit.
In Rußland wurde das Bajonett ständig am Gewehr versorgt, in Deutschland braucht
der Soldat ein Seitengewehr am Koppel. Wohin sonst mit der Seitengewehrtroddel?

Insofern war in der alten Armee- und auch den den nachfolgenden, bis 1945- das
Seitengewehr in erster Linieein Bestandteil der Uniform, und wird auch entsprechend
in den verschiedenen Kleiderordnungen aufgeführt. Eine weitere Besonderheit bei deutschen
Blankwaffen ist daher auch das "Ausgeh- oder Extraseitengewehr". Mannschaften und
Unteroffizieren war es gestattet, zum Ausgehanzug ein privat beschafftes Seitengewehr
zu tragen, wie dazugehörige Seitengewehrschuhe und Koppel aus Lackleder. Diese Seiten-
gewehre entsprachen dem an die Truppe ausgegebenem Modell, waren aber aufwendiger
gefertigt, u.a. mit verchromten Metallteilen und Klingen und hochglanzlackierten Scheiden.
Die Aufpflanzvorrichtung- die Drückergarnitur- ist oftmals nur imitiert, und nicht funktions-
fähig, während die Nut immer mit einem Filz in Kompaniefarbe ausgelegt ist.
 
 

Zugehörig zu jeder Seitenwaffe ist im Übrigen
natürlich die Troddel oder das Portepee.
In der Mannschaftsausführung aus weißem Garn.
Die Zugehörigkeit zum Batallion und der Kompanie
wird durch die verschiedenen Farben von Stengel,
Schieber und Kranz angezeigt.
Bei Unteroffizieren ist die Quaste geschlossen,
zudem ist das Band in den Landesfarben durchwirkt.

Merksatz in der alten Armee, Reichswehr
und Wehrmacht war:

"Wir Rauchen Gerne Brasil":
Weiß, Rot, Gelb, Blau.
 
 
Stengel Farbe: Schieber und Kranz::
Weiß-1.Batallion Weiß-1.Kompanie
Rot-   2.Batallion Rot-   2.Kompanie
Gelb- 3.Batallion Gelb- 3.Kompanie
Blau-MG Kompanie Blau-4.Kompanie

Regimentsübersicht:
Batallion: I I I I II II II II III III III III -
Kompanie: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
Stengel:                          
Schieber & Kranz:                        

 

Wie schon vorgehend ausgeführt, verfügte die alte Armee über eine Vielzahl
von Seitenwaffen, die aber überwiegend zeitgleich nur im Weltkrieg benutzt wurden.

Im Weltkrieg waren die Fronttruppen mit dem Gewehr 98, dem Gewehr 88 und den
jeweiligen Varianten ausgerüstet. Bei der Mobilmachung reichten weder die Bestände
noch die aktuellen Fertigungskapazitäten der Hersteller aus, die Fronttruppen einheitlich
mit dem Gewehr 98 auszurüsten. Aus Zeughausbeständen wurden ca. 3 Millionen Gewehre
88 ausgegeben, davon waren ca. zwei Drittel Modelle 88/05, das letzte Drittel wurde
aktuell adaptiert und als Modell 88/14 bezeichnet. Bei beiden Änderungen, 1905 und 1914,
wurden die Visiere an die S-Patrone angepaßt, und insbesondere die Patronenzuführung
von den vorherigen Mannlicher-Laderahmen auf die Mauser-Ladestreifen des Gewehrs 98
abgeändert. Weitere Änderungen betreffen den Verschluß des Magazinbodens, Änderung
der Sicherung, sowie Änderungen an der Gewehrberiemung und der Seitengewehraufnahme.

Erst im Kriegsjahr 1917 konnten aufgrund der gestiegenen Fertigungszahlen und der erst
jetzt voll greifenden Umstellung der Friedens- auf Kriegsproduktion alle Fronttruppen mit
dem Gewehr 98 ausgerüstet werden. Die noch vorhandenen Gewehre 88 wurden 1917
als Militärhilfe an die osmanischen Waffenbrüder abgegeben.

Als aufpflanzbare Seitengewehre wurden ausgegeben:

Für die Gewehre 88 - 88/05 - 88/14 - 88/S

Seitengewehr 71
Pionier-Faschinen-Messer 71
Seitengewehr 71/84
Seitengewehr 88/98
Ersatz-Seitengewehr 88/98

Für die Gewehre/Karabiner 98

Seitengewehr 98
Seitengewehr 98/02
Seitengewehr 98/05 a.A./n.A.
Seitengewehr 84/98
Seitengewehr 88/98
Seitengewehr 69/98
Seitengewehr 14
Seitengewehr 14 (griechisches Modell)
Seitengewehr 14 (argentinisches Modell)
Kurzes Seitengewehr 98
Ersatz-Seitengewehr 88/98

Als nicht-aufpflanzbare Seitenwaffen wurden ausgegeben:

Für die Gewehre 91/Karabiner 88, teilweise für Gewehre 88 und auch 98
(Marine-Infanterie):

Preuß. Infanterie-Faschinenmesser 52
Preuß. Pionier-Faschinenmesser 55
Preuß. Seitengewehr 52
Franz. Yatagan M1866
 

Rückwärtig, als Besatzungstruppe oder im Reich eingesetzte Einheiten,
waren mit veralteten Waffensystemen oder Beutewaffen ausgerüstet.
Größere Beute-Mengen an russischen Mosin-Nagant Modellen wurden
in Deutschland und Österreich auf das jeweilige eigene Kaliber umgerüstet
und an Fronttruppen ausgegeben, in Deutschland lief eine Fertigung an
Metall-Scheiden für das russische Seitengewehr, in Österreich wurden
zusätzliche Bajonette nach russischem Muster- mit und ohne Scheide-
hergestellt. Russische Beutewaffen im Originalkaliber wurden im Inland
oder rückwärtig ausgegeben, desgleichen eine größere Anzahl französischer
Gewehre M 1886/93 Lebel.  In nennenswerten Stückzahlen ausgegeben
wurden an die im Reich stationierten Landsturmeinheiten noch vorhandene
Restbestände an Gewehren 71 und 71/84, sowie auch noch vorhandene-
man höre und staune- aus der Kriegsbeute von 1870/71 stammende, auf
die Patrone 71 adaptierte französische Chassepot-Gewehre, sowie einige
tausend fabrikneue Bayerische Werder-Gewehre, ab Fabrik ebenfalls für die
(Schwarzpulver-) Patrone 71 eingerichtet. Letztlich finden sich auch zahl-
reiche zivile Jagdwaffen, Stutzen und auch Flinten im Bestand des Landsturms,
wenn man zeitgenössischen Aufnahmen glauben mag.

Technischen Neuerungen gegenüber immer positiv aufgeschlossen, nahm
der Landsturm zur Jahreswende 17/18 dankbar die komplette Umrüstung von
vorhandenen Beständen an Waffen für Schwarzpulverpatronen zugunsten
der nunmehr ausreichend zur Verfügung stehenden Gewehre russischer,
französischer und italienischer Bauart nebst deren Seitenwaffen an. Trotzdem
kann man auch noch auf später datierten  Aufnahmen von Landsturmsoldaten
sehen, daß es mit gutem Willen und etwas technischem Geschick durchaus
möglich ist, Bajonette, die eigentlich zu einem Chassepot-Gewehr gehören,
an einem russischem oder italienischem Gewehr zu befestigen.

Noch schlechter als der Landsturm - in Bezug auf Seitenwaffen- war
nur die kaiserliche Marine, insbesondere und gerade deren Landeinheiten,
ausgerüstet.
Schickte man schon 1914 in Flandern die "Seebatallione", die Festungs-
besatzungen der Festen Kiel und Wilhelmshaven mit Gewehr 98 und
Pionier-Faschinenmesser oder Hirschfängern an die Front, besserte sich hier
die Lage nicht. Was hier Standard war, sieht man auf Bildern von den Straßen-
kämpfen in Berlin 1918/19-, die die spartakistiischen Matrosen zeigen-
"Entermesser" mit Bügelgefäßen, eigentlich preußische Artilleriesäbel
aus dem 1848er Jahr...
 

Deutsche Seitengewehre aus der Friedenszeit und der Anfangszeit des Weltkrieges
sind gestempelt und tragen auf der Parierstange die Bezeichnung der Einheit, auf dem
Klingenrücken nahe dem Griff die Abnahmestempel der jeweiligen Armee mit der Jahres-
zahl der Abnahme. Die Kennzeichnung der Einheit entfiel ab Ende 1915 größtenteils. Aus
Rationalissierungsgründen wurden die Seitengewehre für alle deutschen Armeen ab 1916
nur noch vom preußischen Kriegsministerium zentral beschafft, und in diesem Jahr sollte
auch die Abnahmestempelung entfallen; zur Freude der heutigen Sammler haben sich
einige Waffeninspektionen bis 1918 ihre Stellung erhalten können und dennoch munter
weiter gestempelt.

Wissenswert zu deutschen Seitengewehren ist außerdem, daß sie ab Werk stumpf aus-
geliefert wurden, weil sie nach Dienstvorschrift erst im Kriegsfall vor dem Einsatz geschärft
werden sollten, und nach Kriegsende wieder stumpf geschliffen mußten. Durch diese Vorschrift
sollten Verletzungen im normalen Ausbildungsbetrieb vermieden werden. Weiterhin sahen die
Dienstvorschriften seit 1888 vor, daß Seitengewehr und die Scheide gesäubert, geputzt und
dadurch rostfrei gehalten werden sollten, ein Polieren der Metallteile war jedoch ausdrücklich
verboten. ( „Tarnen und täuschen" - Im Gegensatz sollten auch die Tombakknöpfe der feld-
grauen Uniform und das Koppelschloß laut Vorschrift glänzend geputzt werden; diese Vorschrift
wurde erst 1915 abgeschafft. Ab da wurden die Knöpfe feldgrau oder braun matt lackiert.)

Im Weltkrieg noch zahlreich anzutreffen waren Seitengewehre, die ursprünglich für das
Gewehr 71 beschafft wurden, und auch für das Gewehr 88 verwendet wurden- das SG
71 mit traditionellem Messinggefäß, das SG 71/84 in damals neuartiger Form mit
kurzer, messerartiger Klinge. Beide verfügen in der Parierstange über eine Öffnung,
die über die Laufmündungen passen(„Laufring"), und hier neben der seitlich angebrachten
kurzen Bajonettaufnahme einen zweiten Auflagepunkt bilden. Mit dem Gewehr 98 wurde
eine neue Bajonettaufnahme eingeführt, eine längere Schiene unter dem Lauf. Hierdurch
wurde eine sichere und stabile Verriegelung gewährlistet, und ein Laufring war nicht mehr
erforderlich. Im Weltkrieg wurden in Deutschland mit Laufring nur noch Ersatz-Seitengewehre
hergestellt, deren Laufring offen war, so daß er an verschiedene Laufdurchmesser angepaßt
werden konnte.
 

Das Material der Seitengewehrscheide war zunächst weiterhin Leder mit Blechverstärkungen
an Ort und Mund (Oben und unten), ab 1905 ging man zur brünierten Blechscheide über
und fertigte diese auch für einige ältere Modelle.Die revolutionäre Idee eines kurzen, messer-
artigen Seitengewehrs wurde kurzfristig durch die neuen, extrem langen französischen Bajonette
des Typs Gras und Lebel verwässert; man montierte an das Gefäß des Typs 71/84 1902
lange, dünne  folgenden Modellen versachwand dieKlingen, später fand man zu kompakteren,
kürzeren Klingen zurück. Bei den auf das SG 71/84 folgenden Modellen versachwand zunächst
die ausgeprägte Vogelform des Griffs, später auch die gebogene Parierstange. Ein - wie die
Modellbezeichnung 88/98 schon vermuten läßt- im Weltkrieg geschaffenes Modell, daß gleicher-
maßen gut für das Gewehr 88 und das Gewehr 98 zu verwenden sein sollte, wurde nach dem
Weltkrieg das bis 1945 verwendete Standardmodell.

Preußische und deutsche Seitengewehre
Seitengewehr 71
Seitengewehr 98/02 mit Sägerücken
Seitengewehr 98/02 in Standardausführung
Seitengewehr 98/05 mit Sägerücken
Seitengewehr 98/05 in Standardausführung
Seitengewehr 1914 (beschlagnamhter Siam-Exportauftrag)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Deutsche Ersatz-Seitengewehre 88/98
Seitengewehr 88/98 mit glattem Ganzmetallgefäß
dto. mit  Rillengefäß und offenem Laufring
mit Formgriff und Klinge 98/05 mit Sägerücken
mit Formgriff und Klinge 98/05 ohne Sägerücken
mit Preßblechgriff und Klinge 71/84
Mit Gußstahlgriff
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Deutsche Ersatz-Seitengewehre
Seitengewehr 71/84
Seitengewehr 84/98
Seitengewehr 98 kurz mit Sägerücken
dto., jedoch mit Ledergriff
Seitengewehr 14 mit Rückensäge
Seitengewehr 84/98
dto. mit anderer Klinge
aufpflanzbarer Grabendolch der Firma DEMAG
Extra-Seitengewehr 98 mit Griff aus Preßleder
und verchromter Klinge
dto. zu Grabenwaffe verkürzt und zugeschliffen
 
 
 

Der Sägerücken. Fast alle Modelle der deutschen Seitengewehre
existieren auch in einer mit mit einem Sägerücken versehenen
Variante. Diese Seitengewehre sollten auch als Hilfswerkzeug
einsetzbar sein und wurden an Pionier- und Artillerieeinheiten
ausgegeben, dazu in allen anderen Truppenteilen an die Unter-
offiziere. Remarque beschreibt in seinem Roman „Im Westen
Nichts Neues", wie einem neuen „Ersatz" geraten wird, die Säge-
zähne an seinem Seitengewehr ausschleifen zu lassen, weil der
Gegner im Fall einer Gefangennahme damit keinen Spaß verstehe
und kein Pardon gewährt. In der Wirklichkeit hat das preußische
Kriegsministerium, daß z.B. bei der Geschoßform des Projektils
der Pistolenpatrone 08 schon vor dem Krieg Bedenken hatte, ob
die abgeflachte Spitze vielleicht nicht der Haager Landkriegsord-
nung konform geraten sei, und diese wieder spitz gestaltete:
bei den Seitengewehren mit Sägerücken keine Bedenken.
Diese wurden bis 1918 ausgegeben, und die meisten Seitenge-
wehre haben ihren Sägerücken erst 1920 verloren, wenn sie als
Bestand in die Reichswehr übernommen wurden. Bild: Seitengewehr 98/05 mit Troddel
einer 2. Kompanie, nach 1916 ausgegeben.